Rohmilch in der Schwangerschaft

 

Was den Konsum von Rohmilch angeht, vor allem in der Schwangerschaft, da scheiden sich die Geister. Die einen halten Rohmilch für höchst gefährlich und die anderen betrachten sie quasi als einen heiligen Gral. 

 

Ich sage nicht, dass Menschen Milch oder Milchprodukte zu sich nehmen sollten, aber wenn sie es tun, können sie sehr davon profitieren, wenn diese Milch und Milchprodukte roh sind, vorausgesetzt, sie sind von gesunden, artgerecht gehaltenen, draußen grasenden Tieren und hygienisch verarbeitet. 

 

Tatsache ist, dass Rohmilch von vielen Menschen viel besser vertragen wird als Milch, die homogenisiert und pasteurisiert oder gar ultrahocherhitzt ist. Ich kann das persönlich bestätigen, weil ich, als ich in England wohnte, eine Weile einem dortigen Biobauern half, seine Rohmilch auf dem Markt zu verkaufen und es kamen so viele Menschen, die mir ihre Geschichten erzählten und dass sie nur Rohmilch vertragen und keine pasteurisierte oder ultrahocherhitzte Milch.

 

Sogar Menschen, die Laktose-intolerant sind, können oft Rohmilch vertragen, denn sie enthält das Enzym Laktase, welches Laktose verdaut. Wird die Milch erhitzt, so ist der Milchzucker, also die Laktose, immer noch da, aber die Laktase, also das Enzym, welches Laktose verdaut, wird dabei inaktiviert. (Enzyme vertragen keine Hitze.)

 

Rohe Milch enthält auch erheblich mehr Nährstoffe. Viele wichtige Vitamine wie z.B. Vitamin C, Vitamin K2 und Vitamin B12, alle in Rohmilch enthalten, werden durch Pasteurisieren stark reduziert, weil sie nicht hitzebeständig sind. Ultrahocherhitzte Milch (H-Milch) wird noch höher erhitzt und damit sind dort noch weniger Nährstoffe enthalten.

 

Kinder, die Rohmilch trinken, bekommen insgesamt weniger Allergien als Kinder, die pasteurisierte Milch trinken. Kinder, die Kuh-Rohmilch trinken, haben auch weniger Infektionen der oberen Atemwege, Schnupfen, Ohrenentzündung und Fieber hatten als Kinder, die nicht-rohe Kuhmilch bekamen. Das wurde sogar in Studien gezeigt.

 

Und dann gibt es noch die ganze Forschung von Weston A. Price, der schon vor etwa 100 Jahren herausfand, dass Rohmilch und Rohmilchprodukte zu den Nahrungsmittelgruppen gehören, die bei vielen naturnah lebenden Völkern zu hervorragender Gesundheit beitrugen - natürlich ging es dabei um Rohmilch von gesunden, im Freiland grasenden Tieren. 

 

Solche Rohmilch wirkt sich sogar bei Männern und Frauen vor der Zeugung und bei Frauen in der Schwangerschaft auf die Gesundheit der nächsten Generation aus, insbesondere auf die Breite des gesamten Skelettes des entstehenden Babys. Im Klartext: Ob Menschen später im Leben schöne, breite Wangenknochen haben, Nasenlöcher, die den Namen Löcher verdienen und nicht nur Schlitze sind, breit genuge Kiefer mit Platz für alle Zähne, breit genuge Hüften bei den weiblichen Nachkommen, dass die zukünftigen Babys gut durchkommen bei der Geburt, all das hat u.a. damit zu tun, ob die eigenen Eltern vor der Geburt und Mama während der Schwangerschaft genug Vitamin K2, Vitamin A und Vitamin D gekriegt haben. Vitamin K2 ist in Rohmilch von Tieren, die grünes Gras fressen, reichlich enthalten. Tiere, die grünes Gras und andere grüne Blätter fressen, nehmen nämlich darüber reichlich Vitamin K1 auf, welches sie dann in K2 umwandeln, teils selbst und teils durch Bakterien im Darm. Vitamin A und D sind auch in Rohmilch enthalten. Vitamin A können die Tiere viel bilden, wenn sie viel Beta-Carotine fressen, die Vorstufe von Vitamin A. Beta-Carotine sind reichlich in grünem Gras und anderen grünen Blättern enthalten. Vitamin D können die Tiere bilden, wenn sie viel draußen an der Sonne sind und nicht nur im Stall. Diese natürlich im Fett der rohen Milch enthaltenen Vitamine K2, A und D wirken synergistisch miteinander.  

 

Weston A. Price fand heraus, dass man das Verhältnis der Vitamine K2, A und D zueinander noch weiter optimieren kann, wenn man zusätzlich zu rohem Butterfett noch rohen Lebertran gibt. In Leber allgemein (von Freiland-Tieren) und insbesondere in Lebertran (welcher aus Kabeljau-Leber, also Fischleber hergestellt wird) sind reichlich die Vitamine A und D enthalten. Man braucht übrigens keine Angst zu haben, von Leber und natürlichem Lebertran zu viel Vitamin A zu bekommen. Synthetisches Vitamin A in hohen Dosen kann sich zwar bei Schwangeren schädlich auf das Baby auswirken und Fehlbildungen verursachen, aber von natürlichem Vitamin A im natürlichen Verbund in natürlichen Lebensmitteln ist das nicht bekannt. Interessant dabei ist, dass in Lebensmitteln Vitamin A im natürlichem Verbund mit Vitamin D vorkommt und dass Vitamin D vor Vitamin-A-Toxizität beschützt. (Vorsicht: Es gibt auch nicht rein natürlichen Lebertran mit zugesetztem, synthetischem Vitamin A.)

 

Weston A. Price hat übrigens Vitamin K2 entdeckt. Aber er nannte es anders. Er nannte es X-Factor. Und es wurde auch teilweise nach ihm Price-Factor genannt. Später wurde es dann als Vitamin K2 neu entdeckt und noch später merkte man, dass das das gleiche war, was Price schon damals entdeckt hatte.

 

Von der idealen, synergistisch wirkenden Kombination von rohem Butterfett von Kühen, die grünes Gras aßen und rohem Lebertran hat Weston A. Price viel geschrieben. Sie hat auf viele gesundheitliche Bereiche starke Auswirkungen. Deshalb gab es früher traditionell in vielen nördlicheren Teilen der Welt einen täglichen Löffel Lebertran für die Kinder und gute, rohe Butter aufs Brot. Es verhindert Rachitis und hilft Kindern, gut zu gedeihen und allgemein allen, weniger anfällig für Infekte zu sein. Es schützt auch vor Karies. Weston A. Price hat mit dieser Mischung teilweise Menschen vom Sterbebett zurückgeholt. Ich habe selbst auch viele Jahre damit experimentiert und die Wirkung kann echt erstaunlich sein. Zum Beispiel Löcher in den Zähnen können sich remineralisieren und Haare nach verstärktem Haarausfall super nachwachsen. 

 

Nur hatte ich leider irgendwann ein echt komisches Gefühl bei Lebertran. Obwohl ich einen sehr guten, rohen, fermentierten hatte, der auch kontrolliert auf Schwermetalle ist, hatte ich irgendwann das Gefühl, ihn nicht mehr nehmen zu können und andere Lebertrane auch nicht. Also es ging nicht um ein Problem mit der Marke, sondern um ein Problem mit Lebertran allgemein, was, glaube ich, mit Verschmutzung der Meere zusammenhängt. Das war mein Gefühl dazu. Vielleicht werde ich es aber wieder einmal damit probieren, ich will es nicht ausschließen. 

 

Milchprodukte esse ich persönlich phasenweise. Aber wenn ich Milchprodukte esse, dann bin ich ein sehr großer Fan von Rohmilch und Rohmilch-Produkten und - unter uns gesagt - verehre ich geradezu Maibutter aus den Alpen. Die kann man von Schätze aus Österreich bestellen. Im Mai, auf Vorrat. Man kann sie sehr gut einfrieren. Und sie liefern auch nach Deutschland.

 

Wenn ich nicht Leber, Lebertran, Rohmilch und rohe Butter zu mir nehme, muss ich dann wohl direkt das essen, was sonst die Tiere gefressen hätten und was über den Umweg des tierischen Stoffwechsels zu mir gelangt wäre: sehr, sehr viel grüne Blätter des Landes und des Meeres. Letzteres sind natürlich die Algen. Auch für Veganer ist das höchstwahrscheinlich die Antwort, wie sie gesund leben können: Indem sie sehr viel grüne Blätter essen, einschließlich von Wildkräutern und auch Algen. 

 

Für Menschen, die Milchprodukte verzehren möchten, ziehen wir also zusammenfassend das Resümee, dass Rohmilchprodukte von im Freiland gesund gehaltenen Tieren vom Nährwert her im Vergleich mit pasteurisierter oder ultrahocherhitzter Milch viel besser sind. Soweit ist die Sachlage klar und soweit schneidet Rohmilch besser ab. 

 

Nun kommen wir zu den potentiellen Nachteilen von Rohmilch. 

 

Es ist grundsätzlich möglich, dass man sich über Rohmilch und Rohmilchprodukte eine Infektion zuzieht, z.B. mit Listerien, Campylobacter oder EHEC. Von Schwangeren gefürchtet wird dabei insbesondere eine potenzielle Infektion mit Listerien, welche bei einer Infektion zu Fehlgeburten, Schädigungen beim Kind, Frühgeburten und Totgeburten führen kann. Hierbei muss aber als erstes erwähnt werden, dass Rohmilch ein Politikum ist und dass Listerien-Infektionen normalerweise überhaupt nicht von frischer Rohmilch kommen und selten von Rohmilch-Produkten. Wenn, dann vor allem von Weichkäse. Listerien-Infektionen können aber genauso auch von Weichkäse aus pasteurisierter Milch kommen. Andere potenziell problematische Lebensmittel in Bezug auf Listerien sind z.B. Wurst, insbesondere von Wurst-Theken, viele Produkte von offenen Feinkost-Theken, vorgewaschene Salat-Tüten, gekaufte Sprossen und aufgeschnitten verkaufte oder aufbewahrte Cantaloupe-Melonen. Aber wird Schwangeren Angst vor aufgeschnittenen Cantaloupe-Melonen, Sprossen, Brie-Käse, Gorgonzola, Mozzarella und Wurstaufschnitt gemacht? Teilweise ja, aber weniger als vor Rohmilch, dabei kann frische Rohmilch anhand von den vorhandenen Zahlen als weit weniger riskant beurteilt werden. Daran erkennt man, dass es sich bei Rohmilch um ein Politikum handelt.

 

Schauen wir uns einmal verschiedene rohe Milchprodukte an. In frischer Rohmilch und Produkten aus frischer Rohmilch, die man innerhalb der ersten Tage benutzt (wie z.B. rohe süße Sahne) können zwar Listerien enthalten sein, aber selbst wenn sie damit infiziert sind, ist die Anzahl von Listerien normalerweise nicht hoch genug, um eine Listeriose, also eine Infektion mit Listerien beim Menschen, der sie isst, zu verursachen. 

 

Bei Butter ist die Gefahr einer Listerieninfektion ebenfall sehr gering, weil sie keinen guten Nährboden bietet dafür. 

 

Die Gefahr einer Infektion mit Listerien ist bei Milchprodukten am höchsten bei Weichkäse wie z.B. Camembert oder Blauschimmelkäse, der einige Zeit reift und gute Bedingungen für Listerien bietet, sich zu vermehren. Auch frische Käse wie Mozzarella können, in geringerem Maße wie Weichkäse, betroffen sein. Dabei können solche Produkte aus roher und pasteurisierter Milch gleichermaßen betroffen sein. Natürlich ist die Gefahr insgesamt immer noch gering und viele Schwangere essen Weichkäse und den allermeisten passiert natürlich nichts. Man bedenke auch dabei, dass, wenn man schon länger solche Käse-Sorten isst, man eigentlich gegen alles, was typischerweise drin ist, immun sein sollte. Trotzdem ist es für Schwangere, die auf Nummer sicher gehen wollen, am besten, solche Käse-Arten zu vermeiden, egal ob roh oder pasteurisiert.

 

Harter Käse dagegen bietet Listerien keinen guten Nährboden und selbst, wenn vorher Listerien im Käse enthalten waren, sterben sie beim Reifungsprozess ab. Harter Käse, ob aus roher oder pasteurisierter Milch, sollte also sicher sein. 

 

Zum Schluß möchte ich noch einmal betonen, dass es sicher am besten ist, nicht nur vom Nährwert, sondern auch von der Sicherheit her, Rohmilch und Rohmilchprodukte nur von gesunden, verantwortungsvoll gehaltenen Freiland-Tieren zu konsumieren. Allerdings sollten wir ja sowieso nur solche Tierhaltung unterstützen. 

 

Ein Artikel zu geringer Gefahr von Listerieninfektion durch Butter:

https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/87559129.2020.1831528

 

Webseite mit vielen guten Infos zu Roh-Milch und Produkten daraus, einschließlich Infektionsrisiko:

www.realmilk.com

 

Das beste und umfangreichste Buch, welches ich zum Thema Rohmilch kenne, sehr gut recherchiert, ist 

“The Untold Story of Milk” von Ron Schmid. Es geht darin um Geschichte, Politik und Wissenschaft rund um Rohmilch.

 

Das berühmte Werk von Weston A. Price, in dem er seine Forschungsergebnisse zur Ernährung von Naturvölkern und moderner Ernährungsweise darlegt, ist "Nutrition and Physical Degeneration". In der deutschen Übersetzung heißt es "Ernährung und körperliche Degeneration". 

Das Buch kann man auf Englisch kostenlos hier lesen:

https://archive.org/details/NutritionAndPhysicalDegeneration

 

Mein Artikel über Leber essen in der Schwangerschaft:

https://www.hebammeninarinkes.de/deutsch/blog-von-a-z/leber-essen/