Geburt und wie die Elemente dabei helfen können

Eine Frau, Alia Ciobanu, nach der Wassergeburt glücklich mit ihrem Baby im Gebärpool.
Bild: Alia Ciobanu

Wasser

 

Wenn ich an Geburt und Elemente denke, kommt mir zuerst das Element Wasser in den Sinn. Ich sehe all die wehenden Frauen vor meinen Hebammenaugen in Gebärpools gleiten und stöhnen “Aaahhhhh, hier gehe ich nicht mehr raus...” Ich erinnere mich, wie gut mir selbst Wasser geholfen hat bei meinen Geburten. Wie ich bei meiner letzten Geburt fror, weil es gerade herbstlich kalt geworden war und wir erst kurz zuvor an diesen Ort in Spanien gezogen waren und noch keinen Ofen bekommen hatten. Ich hatte eine kleine Gebärhütte neben meinen geodätischen Wohn-Dom gebaut, worin ich in einer dreieckigen Badewanne gebären wollte. Nur war es so kalt, dass ich, eingemummelt in einen langen Rock, Wollstrümpfe und einen Poncho nicht aus meinem Dom rausgehen wollte. Stöhnend hing ich an einer der Domstreben, während meine liebe Nachbarin und Hebammenschülerin Mischa mir den Rücken rieb, der immer stärker schmerzte. “Geh doch in die Wanne”, meinte Mischa. “Viel zu kalt”, war meine Antwort. Die Badehütte hatte auch keinen Ofen und war noch kälter und zugiger als der Dom. Doch Mischa gab nicht nach und überredete mich. Sie sagte unserer Nachbarin Ocean - ja, so hieß sie wirklich! - , dass sie das Wasser für mich einlassen solle, was diese tat. Unsere anderen Nachbarinnen brachten Decken, um sie über die zugige Hütte zu hängen und entzündeten ein Feuer ein kleines Stückchen von der Hütte entfernt, wo sie sich versammelten. Ich versank mit Mischas Hilfe in den Wogen der warmen Wanne - welche Wonne! “Aaahhhhh…..” 

 

Ein weiterer Vorteil einer Wannengeburt ist, dass man darin ganz unkompliziert Wasser lassen kann. Wenn die Harnblase zu voll ist, ist sie nämlich der Geburt des Babys und anschließend auch der Geburt der Plazenta im Weg. Deshalb sollte man unter Geburt häufig Pipi machen.  

 

Nicht allzu lange nachdem ich wohlig seufzend in die Wanne gestiegen war, wurde meine kleine Asa ins Element Wasser hinein geboren, welches sie bis heute liebt. In ihrem ersten Baby-Sommer saß ich oft mit ihr im kühlen Bergfluß und sie schlief im Wasser ein, während sie an meiner Brust nuckelte, aus der warme Milch in ihren Mund floß - Milch, eine wunderbare, nährende Flüssigkeit, die auch zum größten Teil aus Wasser besteht, so wie unsere Körper zum großen Teil aus Wasser bestehen - und Babykörper haben sogar einen noch höheren Anteil Wasser als Erwachsenenkörper. Sie verkörpern noch mehr von diesem Element. 

Babys waren im Mutterleib vom Fruchtwasser umgeben, indem sie neun Monate schwammen. Wenn sie in Wasser hineingeboren werden, sind sie oft so wunderbar entspannt, dass sie einen Moment brauchen, um zu realisieren, dass sie auf der Welt sind. Manchmal muss man sie kurz an die...

 

 

Luft

 

...heben, damit sie merken, dass ein Elementenwechsel stattgefunden hat und sie nun nicht mehr von Wasser, sondern von Luft umgeben sind, mit der sie ihre Lungen füllen und selbst atmen müssen.

 

Die Luft und das Atmen helfen auch der werdenden Mutter während der Wehen. Durch die Nase einatmen und laaaange durch den Mund ausatmen funktioniert für viele sehr gut. Viele Frauen finden es auch hilfreich, dabei zu tönen: Aaaaahhhhh…..Dann wieder tief einatmen… Und dann wieder Aaaahhhhh…..

 

Luft kann auch schwanger sein - mit Düften. Duftschwangere Luft - habt Ihr das schon einmal gehört? Manche Düfte haben eine besondere Beziehung zu Gebärenden und man kann sie in der Duftlampe, einem Vernebler (aka Diffuser) oder in einem fetten Trägeröl wie z.B. Olivenöl, Kokosöl oder geschmolzener Kakaobutter als Massageöl verwenden. Zum Beispiel inspiriert Muskatellersalbei dazu, mehr Hingabe zu empfinden, in der Sexualität wie beim Gebären. Er fördert die Wehen, aber lindert den Schmerz, löst Krämpfe und Ängste und fördert die Lebensfreude - hört sich das nicht ideal als Geburtsöl an? Das süße, schwere, blumige Ylang-Ylang, die orientalisch anmutend betörende “Blume der Blumen” betont sinnliche Aspekte, löst blockierte Gefühle, hilft, sich fallen zu lassen. Auch Rose ist ein sinnlicher Duft, der sich unter Geburt sehr positiv auswirken kann. Rose harmonisiert, schützt, hilft, das Herz zu öffnen und sich dabei sicher und geborgen zu fühlen. Nicht umsonst ist die Rose ein Sinnbild für die Liebe. Ein weiterer erotisch-blumiger Duft, der gleichzeitig stimmungsaufhellend, schmerzlindernd, Hingabe-fördernd und krampflösend wirkt, ist Jasminöl. Das beliebte Geburtsöl nach Stadelmann beinhaltet die vier Düfte Muskatellersalbei, Jasmin, Rose und Ylang-Ylang. Man kann einige oder alle dieser vier Düfte auch nach Belieben selbst mischen. Ein weiterer Duft, den ich gerne bei Geburten benutze, ist Lavendel. Er beruhigt und gleicht aus und hat außerdem eine stark heilende und desinfizierende Wirkung, obwohl es ein sehr sanftes Öl ist. Lavendelöl ist auch wunderbar für Bäder im Wochenbett geeignet, zum Heilen von Dammverletzungen. Zitrone und andere Zitrusdüfte beleben und beflügeln und sind zum Beispiel gut für eine müde Gebärende zum Aufmuntern.

 

Das Element Luft an sich kann auch aufmuntern. Zum Beispiel bekommt vielen wehenden Frauen ein Spaziergang an der frischen Luft gut, eine belebende Brise, die Fenster weit öffnen… Rechtzeitig zur Geburt sollte man aber dafür sorgen, dass die Fenster geschlossen sind und es schön warm ist, um dem Kind einen angenehmen Empfang auf der Erde zu bereiten. 

 

 

Erde

 

Manche Frauen brauchen zur Geburt Erde unter ihren Füßen, sie müssen die Erdanziehungskraft, die Schwere fühlen, die das Kind nach unten zieht, mithilft. Erdgeboren, geerdet. Die Frau hockt auf dem Boden. Das Kind gleitet aus ihrer Scheide auf die Erde zwischen ihren Füßen. 

 

Es ist auch Mutter Erde, die uns großzügig nährt mit ihren Gaben, uns Essen schenkt, das uns und unsere Kinder im Bauch Leben lässt und stark macht. Unterschätzt nie die Kraft einer gesunden, naturnahen, erd-nahen Erd-Nährung. Viele Probleme, die vor und bei der Geburt zutage treten können, wie zu kleine und zu schwache Kinder, Frühgeburten, Gestose, lassen sich zu einem großen Teil auf eine mangelhafte Ernährung zurückführen. Deshalb, esst was Mutter Erde uns gibt, jeden Tag Früchte, Gemüse, Wurzeln, Samen und reichlich grüne Blätter, die wachsen zu lassen alle Elemente mitgeholfen haben: Erde, Wasser, Luft und

 

 

Feuer,

 

nämlich das Feuer der Sonne, ohne deren warme Strahlen nichts wachsen könnte und kein Leben möglich wäre. Wenn Ihr Tierisches essen mögt, also Fleisch, Fisch, Milch, Eier, dann achtet darauf, dass die Tiere den Elementen ausgesetzt waren, also draußen an der Sonne waren, in der frischen Luft, auf Erde standen, auf Wiesen liefen und nicht eingeschlossen im tristen Stall… Von den Elementen genährte Nahrung, so naturbelassen wie möglich, wird Euch und Euren Kindern viel Lebensenergie und Freude geben. 

 

Freude - auch ein Gefühl, was mit dem Element Feuer verbunden ist. Vor Freude wie die Sonne strahlen. Ein Licht in der Dunkelheit anzünden... 

 

Und Feuer vermittelt Heimeligkeit und Geborgenheit und Wärme, was alles sehr wichtig ist bei der Geburt. Ein prasselndes Herdfeuer, glühende Scheite im Kamin oder einfach nur das gedämpfte Licht einiger Kerzen können wunderbar zu einer guten Geburtsatmosphäre beitragen. 

 

 

Das fünfte Element...

 

…ist das, was hinter allem steht und alles durchdringt: die Liebe, die Urkraft des Universums, das Heilige, Essentielle... Eine Gebärende liebt sich idealerweise selbst und wird auch von ihrem Umfeld geliebt, getragen und beschützt. 

 

Sich selbst lieben zu können ist der wichtigste und heiligste Zweck jeder Bewußtseinsarbeit, Geburtsvorbereitung und Vorbereitung auf die Elternschaft. Je mehr eine Mutter “ihr Zeug” bearbeitet und gelöst hat und sich selbst liebt, umso mehr kann sie auch ihr Kind wirklich bedingungslos lieben und voll präsent begleiten. Das wurde mir übrigens selbst erst einige Jahre nach der Geburt meines jüngsten Kindes so richtig bewußt… und ich arbeite immer noch an der Selbstliebe und der Präsenz. Wer sich davon manchmal weit entfernt fühlt, der möge sich bitte nicht verurteilen, das wäre ziemlich lieblos sich selbst gegenüber, sondern lieber an sich arbeiten und sich auf dem Weg in die Selbstliebe eben so gut wie möglich lieben. Auch sich selber mit der mangelnden Selbstliebe lieben. Und die Ursachen der mangelnden Selbstliebe. 

 

Wer sich selbst liebt, wählt auch Partner aus, die lieben können und lieben - sich selbst und andere. Und wenn ein Partner mehr in die Selbstliebe findet, dann inspiriert das oft den anderen Partner, sich auch mehr zu lieben. 

 

Ein liebevoller Partner, eine Partnerschaft, in der man sich vertrauensvoll fallen lassen und hingeben kann und geliebt und geschützt fühlt, machen eine Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Familienleben um so vieles leichter und schöner. Geburt hat wie auch Sexualität ganz viel mit Vertrauen und Hingabe zu tun und das ist viel leichter möglich, wenn man sich sicher und geschützt fühlt. 

Rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett kommt eine gewissermaßen archaische Rollenverteilung zum Tragen: die Frau ist weich, gibt sich hin, öffnet sich, wendet sich nach innen dem Kinde zu, welches sie schützt und nährt und versorgt. Der Mann sichert den heiligen Raum der jungen Familie nach außen ab und schützt und liebt Mutter und Kind. 

 

 

Idealerweise gibt es dann noch ein weiteres Umfeld, was auch den Mann und die ganze Familie mit nährt, umgibt und trägt. Falls kein Mann vorhanden ist, ist ein Umfeld, das die Frau und das Baby schützt und liebevoll umgibt, sogar noch wichtiger. Aber eigentlich ist ein solches Umfeld für alle wichtig. Ein guter Mann ist mehr als Gold wert, aber frau kann nicht erwarten, dass er ein ganzes Dorf mit Schwestern, Tanten, Müttern, Opas und Brüdern ersetzt. Und Ihr wisst, es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen. Ein Dorf mit Wasser, Luft, Erde, Feuer und… Liebe!