Leber in der Schwangerschaft essen?

 

Was Leber essen in der Schwangerschaft angeht, gibt es sehr unterschiedliche Ansichten. Früher einmal galt Leber in vielen Teilen der Welt als absolutes Gesundheits-Essen und in manchen Kulturen sogar Muss für Schwangere. Auch Lebertran, welcher aus Kabeljau-Leber, also Fisch-Leber hergestellt wird, galt als besonders gesund für Schwangere und Kinder. In der Leber sind nämlich die für die Entwicklung von Babys und Kindern wichtigen fettlöslichen Vitamine A und D und weitere Nährstoffe gespeichert. Der berühmte Zahnarzt und Ernährungsforscher Weston A. Price hat in seinem Buch "Nutrition und Physical Degeneration" darüber ausführlich geschrieben. Mehr dazu findet Ihr auch in meinem Artikel zu Weston A. Price und in meinem Artikel über Rohmilch, in dem die Forschung von Weston A. Price zur synergistischen Wirkung von Rohmilch und Leber bzw. rohem Butterfett und natürlichem Lebertran etwas genauer beschrieben wird.

 

Zum Thema Leber essen in der Schwangerschaft in unserer heutigen Zeit gibt es insbesondere zwei Befürchtungen:

  1. Dass sie zuviel Vitamin A enthält und dass das Fehlbildungen beim Baby hervorrufen könnte. 
  2. Dass sie zuviele Schadstoffe enthält.

Der 1. Punkt lässt sich meiner Ansicht nach sehr leicht und einfach entkräften. Hat doch Leber schon immer reichlich Vitamin A enthalten und beschreibt doch Weston A. Price zahlreiche Naturvölker mit hohem Leberkonsum, insbesondere in der Schwangerschaft und ohne Auftreten von Fehlbildungen oder anderen Problemen bei den Kindern. Im Gegenteil, die Kinder dieser Völker erfreuten sich besserer Gesundheit als die Kinder der modernen Zivilisation. Es gibt zwar eine Tier-Studie mit hohen Dosen synthetischem Vitamin A, welches Fehlbildungen bei den Tierkindern hervorrief, aber es ging eben dabei um hohe Dosen synthetisches Vitamin A, nicht um Leber, welche natürliches Vitamin A im natürlichen Verbund mit anderen Stoffen enthält, insbesondere mit natürlichem Vitamin D, welches vor Vitamin-A-Vergiftung schützt. 

 

Der 2. Punkt ist nicht so leicht von der Hand zu weisen und durchaus ernstzunehmen. In der Zeit von Weston A. Price vor etwa 100 Jahren gab es ja noch lange nicht so viel Umweltverschmutzung und Schadstoffe wie heute. Und die Leber ist ja ein Organ, welches für Entgiftung zuständig ist. Eigentlich soll die Leber Schadstoffe herausfiltern und entfernen. Heutzutage existierende Lebern (von Menschen und Tieren) sind aber so überlastet, dass sie oft gar nicht schaffen, die Schadstoffe auszuleiten, sondern sie auch zum Teil in sich abspeichern (um sie irgendwann bei Gelegenheit auszuleiten, wobei diese Gelegenheit oft nicht eintritt). Man kann also mit dem Verzehr von Tier-Leber erhebliche Mengen an Schadstoffen aufnehmen. 

 

Was soll man nun Schwangeren in Bezug auf Leber raten? Ich fühle mich ehrlich gesagt nicht in der Lage, da eine Empfehlung auszusprechen. Ich kann beide Ansichten von Leber ja für Schwangere und Leber nein für Schwangere gut nachvollziehen. Vielleicht ist es auch hier wieder ein Punkt, wo man als Schwangere auf seine Intuition hören sollte.

 

Einen Rat habe ich aber dennoch: Falls ja zu Leber, dann würde ich definitiv nur Leber von Tieren essen, die ein schönes, natürliches Leben mit gutem Futter draußen auf der ungespritzten Weide hatten. 

 

Für Argumente pro Leber essen:

Das Buch "Nutrition und Physical Degeneration" von Weston A. Price, kostenlos lesbar hier:

https://archive.org/details/NutritionAndPhysicalDegeneration

Ein Artikel über Vitamin A und Leber:

https://www.westonaprice.org/health-topics/abcs-of-nutrition/vitamin-a-saga/#gsc.tab=0

Für Argumente contra Leber essen:

Zum Beispiel Anthony William.

 

Und Lebertran - ist der nun gut für Schwangere?

 

Hier gelten auch die oben zu Leber beschriebenen Erwägungen. Die in Lebertran reichlich in ihrer natürlichen Form enthaltenen, fettlöslichen Vitamine A und D wirken sich sehr positiv auf die Entwicklung des Babys im Bauch aus. Zum Beispiel sorgen sie dafür, dass sich das Skelett des heranwachsenden Babys im Bauch in seiner vollen Breite entwickelt und beugt damit dem heutzutage sehr weit verbreiteten verschmälerten Skelett vor, bei dem Menschen z.B. im Kiefer nicht genug Platz  für die Zähne haben, Nasenlöcher nicht breit genug zum komfortabel Atmen sind oder Frauen ein schmales Becken, was Geburten unnötig erschwert. 

 

Auch das in Lebertran und allgemein in Fisch- und Algen-Ölen enthaltene Omega-3 ist gut für die Entwicklung des Kindes.

 

Nachteilig können im Lebertran wegen der Verschmutzung der Meere enthaltene Schwermetalle und andere Schadstoffe sein. Deshalb sollte man, wenn man Lebertran nehmen möchte, zumindest darauf achten, dass er von einer vertrauenswürdigen Firma kommt, die das verantwortungsbewusst kontrolliert. 

 

Außerdem ist zu erwähnen, dass viel Lebertran auf dem Markt ist, der nicht naturbelassen, sondern teilweise stark verarbeitet ist. Bei manchem Lebertran sind sogar die natürlich enthaltenen Vitamine A und D entfernt und eine standardisierte Menge von sythetischem Vitamin A und D zugesetzt worden. 

 

Wer erwägt, Lebertran einzunehmen, sollte sich deshalb dazu schlau machen. Dazu verweise ich auf die Webseite der Weston A. Price Association, die sich eingehend mit Lebertran, verschiedenen Herstellungsweisen, Marken und optimaler Dosierung beschäftigt haben:

https://www.westonaprice.org/health-topics-category/cod-liver-oil/#gsc.tab=0

 

Darüber hinaus empfehle ich Schwangeren, wenn sie etwas nehmen möchten, was auch immer es ist, nicht nur Informationen zu sammeln, sondern auch ihre Intuition, ihr Gefühl, ihre Wahrnehmung zu befragen.

 

Interessante Parallelen zu Estragol und Beinwell

 

Interessanterweise gibt es Parallelen zwischen Vitamin A und Estragol, dem Stoff in Fenchel, Anis, Basilikum etc., wegen dem nun angeblich laut mancher Experten kleine Kinder keinen Fencheltee trinken sollen und Schwangere und Stillende auch nicht oder nur gelegentlich und auch bitte nicht zu viel Pesto essen! 

 

In beiden Fällen, bei Estragol und bei Vitamin A, wurde eine Studie mit Versuchstieren gemacht, wo extrem hohe Mengen eines ISOLIERTEN Stoffes gegeben wurden, der sich nicht im natürlichen Verbund eines Lebensmittels befand, in dem dieser Stoff natürlicherweise vorkommt. Im Falle von Vitamin A handelte es sich zudem um synthetisches Vitamin A. 

 

Ein weiterer, ähnlicher Fall ist der Beinwell und die in ihm enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide, die auch, wie Estragol, leberschädigend und krebserzeugend sein sollen. Deshalb wird seitdem das "entdeckt" wurde, vom inneren Gebrauch von Beinwell abgeraten. 

 

Aus solchen Studien kann man aber ehrlich gesagt nichts ablesen, außer dass es eine schlechte Idee ist, beliebige, isolierte, teils auch noch synthetische Stoffe in extrem hohen Mengen an arme, schwangere Versuchstiere zu verfüttern. Über Beinwell oder Fenchel oder den Verzehr von Leber sagt uns das nichts.