DER GROSSE NABELSCHNUR-ARTIKEL

Das Baby wurde gerade geboren, die Nabelschnur ist prall mit Blut gefüllt und pulsiert (Bild von Mesec Maj Photography)
Das Baby wurde gerade geboren, die Nabelschnur ist prall mit Blut gefüllt und pulsiert (Bild von Mesec Maj Photography)

Funktion der Nabelschnur

 

Die Nabelschnur verbindet das Baby im Bauch mit der Plazenta und somit seiner Mutter. Die Plazenta ist innen an der Gebärmutter festgewachsen. Blut, welches reich an Sauerstoff und Nährstoffen ist, fließt vom mütterlichen Blutkreislauf in die Gebärmutter, die Plazenta und über eine Vene in der Nabelschnur zum Baby im Bauch. Es gibt auch zwei Arterien in der Nabelschnur und die transportieren Kohlendioxid und weitere Abfallstoffe vom Baby zurück über die Nabelschnur zu Plazenta und Mutter, welche die Abfallstoffe für das Baby entsorgt.

 

Auch nach der Geburt hat die Nabelschnur noch eine wichtige Funktion. Die Natur hat es so eingerichtet, daß das Neugeborene nach der Geburt für eine Weile doppelt mit Sauerstoff versorgt wird: über die Nabelschnur und über die eigene Atmung des Kindes. Diese doppelte Versorgung soll einen sanften, sicheren Übergang und eine stets gute Sauerstoffversorgung gewährleisten. 

 

Beginnt das Baby zu atmen, wird zuerst der Blutfluß vom Baby zur Plazenta eingestellt und anschließend läuft noch das sich in Plazenta und Nabelschnur befindende Blut hinüber zum Baby. Ist dieser Vorgang abgeschlossen, so ist die Nabelschnur weiß und dünn und man bezeichnet sie als auspulsiert. 

 

Gleiche Mama wie im Bild oben. Die Nabelschnur ist immer noch prall mit Blut gefüllt und pulsiert (Bild von Mesec Maj Photography)
Gleiche Mama wie im Bild oben. Die Nabelschnur ist immer noch prall mit Blut gefüllt und pulsiert (Bild von Mesec Maj Photography)

Frühes Abnabeln nach der Geburt

 

In den Krankenhäusern wird die Nabelschnur meist sehr bald, oft innerhalb von Sekunden nach der Geburt, durchtrennt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Nabelschnur noch prall mit Blut gefüllt. Es werden dann zwei Klemmen angebracht, eine zur Baby-Seite hin und eine zur mütterlichen Seite hin und dazwischen wird die Nabelschnur durchschnitten.

 

Dieses Vorgehen hat mehrere Nachteile:

  • Das Baby bekommt nicht all das Blut aus der Plazenta und Nabelschnur. Dieses Blut ist immerhin etwa ein Drittel seines gesamten Blutes und das fehlt ihm dann und zwar noch Wochen und Monate lang. Womöglich kann das lebenslange Auswirkungen haben.
  • Durch das frühe Abnabeln wird das Baby in der Übergangsphase nach der Geburt nicht doppelt, nämlich über die Nabelschnur und seine Eigenatmung, mit Sauerstoff versorgt. Falls das Kind zu dem Zeitpunkt der Durchtrennung der Nabelschnur noch nicht selbständig atmet, hat es nach dem Durchtrennen der Nabelschnur erstmal überhaupt keine Sauerstoffversorgung und das ist sehr schlimm. Eine solche Unterversorgung mit Sauerstoff kann sich natürlich schlecht auf das Kind auswirken, sogar evtl. bleibende Schäden verursachen, und das alles ganz unnötigerweise, denn man hätte ja die Nabelschnur nicht durchtrennen müssen.
  • Das frühe Durchtrennen der Nabelschnur führt meiner Beobachtung nach und logischerweise auch dazu, dass mehr Neugeborene beatmet werden müssen. 
  • Ein frühes Abnabeln kann sich auch als Trauma auswirken.
  • Der natürliche Ablösungsprozeß der Plazenta von der Gebärmutter und die Geburt der Plazenta werden durch frühes Abnabeln ebenfalls gestört. Dadurch, daß unnatürlich viel Blut in der Plazenta verbleibt, weil es nicht abfließt, ist diese z.B. dicker und größer und es könnte sein, daß es deshalb für die Gebärmutter schwieriger ist, sich effektiv zu kontrahieren, was wiederum die Ablösung und Geburt der Plazenta stören und sogar verstärkte Nachblutungen fördern könnte.

 Ich halte das Vorgehen beim frühen Abnabeln aus all diesen Gründen deshalb für sehr unsinnig und sogar kriminell und benutze ganz bewußt dieses starke Wort dafür. 

 

Dieses Baby hat das ganze ihm zustehende Blut bekommen. Die Nabelschnur wurde erst abgeklemmt, nachdem sie auspulsiert war.
Dieses Baby hat das ganze ihm zustehende Blut bekommen. Die Nabelschnur wurde erst abgeklemmt, nachdem sie auspulsiert war.

Spätes Abnabeln nach der Geburt

und eine natürliche Nachgeburtsperiode

Bei einem natürlichen, physiologischen Ablauf der Nachgeburtsperiode 

  • funktioniert der Blutkreislauf über die Plazenta und Nabelschnur noch eine Weile weiter.
  • erhält das neugeborene Baby sein gesamtes ihm zustehendes Blut.
  • erfährt das Baby einen sanften Übergang zur Atmung aus eigener Kraft bei für eine Weile doppelter Sauerstoffversorgung.
  • kann die Ablösung der Plazenta von der Gebärmutter und die Geburt der Plazenta ungestört ablaufen.

Um diese Vorteile zu erfahren, darf man die Nabelschnur zum frühesten Zeitpunkt dann durchschneiden, wenn sie komplett auspulsiert, weiß und blutleer ist.

 

Und selbst dann, so ist meine energetische Wahrnehmung, passiert da immer noch etwas auf einer anderen Ebene. Mein Gefühl ist, dass es besser ist, die Nabelschnur erst zu durchschneiden, nachdem die Plazenta geboren ist. Damit stört man dann auch nicht die Nachgeburtsperiode und Geburt der Plazenta. Und selbst danach kann man gerne immer noch eine Weile warten. Wie lang, ob z.B. eine kleine Weile oder mehrere Stunden oder bis zum nächsten Tag, da empfehle ich den Eltern, ihre Intuition zu benutzen und auch das Baby zu fragen, ob es bereit ist für das Durchtrennen der Nabelschnur. Es ist völlig ok, so lange zu warten, bis es sich für alle Beteiligten richtig anfühlt. Es gibt ja auch die Lotusgeburt, wo man die Nabelschnur gar nicht durchschneidet, sondern wartet, bis sie von alleine abfällt.

 

Methoden des Abnabelns

 

Die heutzutage in Deutschland gebräuchlichste Abnabelungs-Methode ist die Nabelschnurklemme. Bringt man sie erst nach dem vollständigen Auspulsieren der Nabelschnur an, so hat man die oben erwähnten Nachteile nicht. Aber es verbleibt immer noch der Nachteil, daß eine Nabelschnur-Klemme aus Plastik hart und ungemütlich ist und manchmal Druckstellen verursacht. Auch möchten viele Eltern Plastik an ihrem Kind so weit wie möglich vermeiden.

 

Hat das Kind schon eine Nabelschnurklemme bekommen und sie wird als störend empfunden, so kann man sie auch mit einer Nabelschnurklemmenzange wieder öffnen. 

 

Um harte Nabelklemmen zu vermeiden, wurden Nabelschnurringe aus Latex erfunden. Diese sind steril verpackt und können daher z.B. auch im OP verwendet werden. 

 

Eine weitere Möglichkeit, die Nabelschnur abzubinden, ist einfach ein Stück Schnur, ein Bindfaden oder ein gehäkeltes Nabelschnurband, vorzugsweise aus 100% Baumwolle oder anderem Naturmaterial. Ein solches Band muss übrigens auch nicht steril sein. Es berührt die Nabelschnur ja nur von außen, so wie Kleidung, und Kleidung ist auch nicht steril. Wenn man möchte, kann man es aber vorher 10 min auskochen und an einem sauberen Ort trocknen lassen und aufbewahren. Eine weitere Sterilisationsmöglichkeit ist eingewickelt in Alufolie (obwohl ich Alufolie lieber vermeide) oder in einem feuersicheren Gefäß zwei Stunden bei höchster Hitze im Backofen (z.B. neben den Backkartoffeln). 

 

Auch Bio-Zahnseide ohne Menthol eignet sich sehr gut zum Nabelschnur abbinden, ist sauber verpackt und ist das, was ich als Hebamme in den letzten Jahren tatsächlich wohl am häufigsten benutzt habe. 

 

Eigentlich braucht man die Nabelschnur, wenn sie gut und lange auspulsiert ist, vor dem Durchtrennen auch gar nicht abzubinden, denn dann ist sie ja blutleer. Es gibt die Befürchtung, es könne aus einer nicht abgebundenen oder nicht abgeklemmten Nabelschnur Blut austreten, aber zumindest solange alles physiologisch verläuft, ist dem, abgesehen von ein paar Tröpfchen, nicht so. Bei Vitamin-K-Mangel und möglicherweise auch in anderen Fällen könnte es aber doch passieren. Sollte es wirklich bei einer nicht abgebundenen Nabelschnur dazu kommen, dass Blut austritt, so kann man sie auch nachträglich noch abbinden. Ich würde die Mütter dazu ermuntern, bei der Frage abbinden oder nicht ihrer Intuition zu folgen.

 

Zum Durchtrennen der Nabelschnur sollte man sicherheitshalber ein steriles Instrument benutzen, normalerweise wird eine sterile Schere benutzt. Grundsätzlich kann jede Art von Messer oder Schere benutzt werden, die man sterilisieren kann. Zum Sterilisieren entweder vor Benutzung auskochen. Oder im Backofen, wie oben beschrieben. Mit der Backofen-Methode kann man auch im voraus alles vorbereiten, was praktisch ist. Ich benutzte bei der Geburt meiner jüngsten Töchter ein wunderschönes, geschmiedetes, kleines Schmuckmesser, was ich während der Wehen auskochte und im Topf im heißen Wasser liegen ließ, bis ich es brauchte. Eine original verpackte, nicht sterile, aber saubere Rasierklinge ist eine weitere Möglichkeit, vor allem, wenn man unter Bedingungen lebt, unter denen es schwierig ist, etwas zu sterilisieren oder man keine sterilisierbaren Instrumente hat. Ich hörte auch einmal von einer Familie, die eine Feuersteinklinge dazu benutzte. Interessanterweise ist eine frisch geschlagene Feuersteinklinge, die gerade erst aus dem Inneren einer Feuersteinknolle kommt, auch sehr sauber. Vielleicht hat man das in der Steinzeit so gemacht?

 

Es gibt außer durchschneiden auch noch die Möglichkeit, die Nabelschnur mit einer Kerzenflamme zu durchbrennen. Das dauert recht lange, es entwickelt sich ein möglicherweise als unangenehm empfundener Geruch dabei und man muss natürlich wegen der Flamme dabei gut auf das Baby aufpassen, evtl. einen Schutz zwischen Baby und Flamme halten. In manchen Gegenden der Welt ist durchbrennen eine traditionelle Methode. Ist kein steriles Instrument oder zumindest eine saubere, neue Rasierklinge zum Durchschneiden der Nabelschnur zur Hand, so ist Durchbrennen die hygienischere Methode und hilft, Infektionen vorzubeugen. Manche Familien schätzen auch den ruhigen, besinnlichen Charakter des Durchbrennens im Kerzenschein.

 

Wie weit vom Baby entfernt wird eine Nabelschnur durchbrannt oder durchschnitten? Beim Durchbrennen ergibt sich von selbst, dass man ein gutes Stück Abstand zum Baby halten muss. In der modernen Geburtshilfe wird die Nabelschnur oft recht nah am Baby durchtrennt, meiner Meinung nach teilweise zu nah. Ich finde es intuitiv richtig, mindestens 2-3 cm Abstand zum Hautnabel zu wahren und besser 10-15 cm. Ihr könnt das nach Eurer Vorliebe und Intuition machen. Es gibt auch oft eine etwas schmalere Stelle an der Nabelschnur, etwa 10 cm vom Bauchnabel entfernt, die sich zum Abnabeln anbietet. Beim Durchtrennen ist außerdem noch wichtig, dass man dabei nicht an der Nabelschnur zieht und natürlich, dass man gut aufpasst, damit alle Beteiligten sicher sind. 

 

 

Nabelschnur-Rest mit Nabelbändchen (Bild von Anja Lehnertz)
Nabelschnur-Rest mit Nabelbändchen (Bild von Anja Lehnertz)
Die Nabelschnur dieses Babys wurde mit einem Nabelring aus Latex abgebunden.
Die Nabelschnur dieses Babys wurde mit einem Nabelring aus Latex abgebunden.
Dieses Baby wurde etwas zu früh geboren, bei 34 Schwangerschaftswochen, aber war fit und gesund. Es wurde mit einer Nabelschnurklemme abgenabelt. (Bild von Kristen Smith)
Dieses Baby wurde etwas zu früh geboren, bei 34 Schwangerschaftswochen, aber war fit und gesund. Es wurde mit einer Nabelschnurklemme abgenabelt. (Bild von Kristen Smith)
Eine geniale kleine Box zum sicheren Durchbrennen der Nabelschnur. (Bild von Marlene Waechter)
Eine geniale kleine Box zum sicheren Durchbrennen der Nabelschnur. (Bild von Marlene Waechter)
Verschiedene Vorgehensweisen bildlich zusammengefasst von Anja Lehnertz: eine Nabelschnurklemme, eine Kerze zum Durchbrennen der Nabelschnur, zwei verschiedene Arten von Bändchen zum Abbinden und eine Salz-Kräuter-Mischung für eine Lotusgeburt.
Verschiedene Vorgehensweisen bildlich zusammengefasst von Anja Lehnertz: eine Nabelschnurklemme, eine Kerze zum Durchbrennen der Nabelschnur, zwei verschiedene Arten von Bändchen zum Abbinden und eine Salz-Kräuter-Mischung für eine Lotusgeburt.

Lotusgeburt

 

Und nun noch eine weitere Möglichkeit, die manche vielleicht überraschen mag: Man kann die Nabelschnur auch einfach nicht durchtrennen und warten, bis sie von alleine abfällt. Dabei hat man dann natürlich für ein paar Tage die Plazenta noch mit am Baby hängen und muß sich auch darum kümmern, damit sie nicht anfängt, unangenehm zu riechen. Normalerweise wäscht man sie gründlich, trocknet sie ab und/oder lässt sie 24h in einem Sieb abtropfen, reibt sie dann mit Salz und/oder Kräutern ein und wickelt sie in ein Tuch, was man wechselt, wenn es feucht geworden ist. Den ganzen Vorgang nennt man eine Lotusgeburt. Falls die Plazenta als störend empfunden wird, kann man es sich natürlich auch jederzeit anders überlegen und die Nabelschnur doch noch durchtrennen. Wenn die Nabelschnur schon trocken ist, kann man sie dann auch einfach abbrechen. Ihr seid zu jedem Zeitpunkt frei, das so zu machen, wie es sich für Euch richtig anfühlt! 

  

Baby und Plazenta nach Lotusgeburt. Im oberen Bild ist die Plazenta in einem Sieb zum Abtropfen, im unteren wurde sie gerade mit Salz und Kräutern behandelt. (Beide Bilder von Luise)
Baby und Plazenta nach Lotusgeburt. Im oberen Bild ist die Plazenta in einem Sieb zum Abtropfen, im unteren wurde sie gerade mit Salz und Kräutern behandelt. (Beide Bilder von Luise)

Beatmung von Babys bei intakter Nabelschnur

 

Es sollte selbstverständlich sein, einem Baby, was noch nicht atmet, nicht seine Sauerstoffzufuhr über die Nabelschnur abzuschneiden und doch passiert es tagtäglich. Neugeborene, die nach der Geburt nicht von alleine beginnen zu atmen und beatmet werden müssen, erholen sich besser, wenn sie direkt bei der Mutter mit intakter Nabelschnur reanimiert werden. Es gibt nun sogar eine Studie, die das wissenschaftlich bewiesen hat. Wie traurig, dass wir in einer Welt leben, in der es einer Studie bedarf, um zu zeigen, dass Reanimation von Babys mit intakter Nabelschnur von Vorteil ist. Mein gesunder Menschenverstand, logisches Denkvermögen und meine Erfahrung als Hebamme sagen mir das schon lange... Trotzdem freut es mich, dass diese Studie gemacht wurde, denn es zeigt, dass Hoffnung besteht…

 

Hier geht’s zur Studie: https://doi.org/10.1186/s40748-019-0110-z

Ein herzliches Dankeschön an ihre Macher!

 

Ich freue mich auf eine Zeit, wenn Mütter und Babys nach der Geburt niemals und unter keinen Umständen voneinander getrennt werden, auch nicht, wenn Babys nach der Geburt beatmet werden müssen, um ihre eigene Atmung in Gang zu bringen oder wenn Mütter oder Babys intensivmedizinische Versorgung brauchen. Rooming-in und Bedding-in müssen eine Selbstverständlichkeit für alle werden, für gesunde sowie für kranke Mütter und Neugeborene. Gerade kranke Babys brauchen ihre Mütter am allermeisten. Und auch für die Väter muss Platz sein, denn auch sie werden gebraucht von ihren Frauen und Kindern.

 

Nabel-Pflege

 

Nach dem Durchtrennen der Nabelschnur verbleibt ein Nabelschnur-Rest, der innerhalb von ein bis zwei Tagen eintrocknet und sich nach einigen Tagen am Grunde ablöst und schließlich von alleine abfällt. Dadurch entsteht der Bauchnabel des Kindes. Man kann seine Form übrigens nicht beeinflussen.

 

Die Pflege des Nabelschnur-Restes ist viel einfacher, als die meisten denken. Man sollte ihn lediglich sauber halten. Die Natur erledigt den Rest.  

 

Falls eine Windel getragen wird, so schließt man sie am besten unterhalb des Nabelschnur-Restes, damit Luft daran kommt. Falls Kleidung getragen wird, so sollte sie möglichst locker, angenehm und aus Baumwolle oder anderen Naturmaterialien wie Wolle, Seide, Leinen sein. Sollte einmal Stuhlgang an den Nabel kommen oder er anderweitig verschmutzt werden, so wäscht man ihn mit sauberem Wasser ab. Wenn Urin daran kommt, macht das nichts. Auch wenn Wasser daran kommt, ist das in Ordnung. Baden in sauberem Wasser ist ebenfalls erlaubt. Der Nabelschnur-Rest weicht dann zwar auf, trocknet aber anschließend wieder ein. 

 

Zum Säubern des Nabels und zum Baden kann man Wasser aus der Leitung benutzen, wenn man unter Bedingungen wohnt, wo es sauber aus der Leitung kommt. Die Leitungswasserqualität in Deutschland ist gut genug dafür. Falls man wo wohnt, wo das Wasser zweifelhafte Qualität hat, muss man es vorher abkochen oder anderweitig reinigen. 

 

Das Säubern oder Desinfizieren mit Alkohol oder Desinfektionsmitteln ist nicht empfehlenswert und kann Hautreizungen verursachen.

 

Es kommt oft vor, dass, wenn sich der Nabelschnur-Rest vom Bauchnabel-Grund löst, es am Übergang zwischen Nabelschnur-Rest und Bauchnabel-Grund schmierig wird und evtl. sogar unangenehm riecht. Es kommt öfters vor, dass ein Nabelschnur-Rest extrem unangenehm riecht sehr kurz, bevor er abfällt. Es kann auch beim Ablösungs-Prozess ein kleines bisschen Blut abgesondert werden. All das stellt normalerweise kein Problem dar und man muss nicht notwendigerweise etwas unternehmen. Wichtig ist, dass der Hautnabel, also die Haut um den Bauchnabel herum, nicht gerötet und entzündet wird. Dann müsste man etwas unternehmen. Zum Glück kommen echte Nabel-Infektionen in meiner Erfahrung und bei meiner Art der Nabel-Pflege extremst selten vor.  

 

Zur Behandlung von geröteten, infizierten Näbeln oder, falls gewünscht, auch vorbeugend, kann man etwas natürlich Desinfizierendes, Heilendes, Adstringierendes, Austrocknendes benutzen. Ich nehme dafür Wecesin-Pulver von Weleda, 2-3x pro Tag auf den Nabel gestäubt. Es enthält pulverisierte Echinacea, Arnika und Calendula und ich habe damit seit vielen Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht. Vorsicht: Das Pulver enthält auch Talcum und darf nicht eingeatmet werden. Deshalb beim Bestäuben niedrig über den Nabel halten. 

 

In Nordamerika wird oft Pulver aus der Wurzel der Kanadischen Gelbwurz als Nabelpuder benutzt. Weitere Möglichkeiten sind z.B. Myrrhe (vielleicht brachten es die Heiligen Drei Könige deshalb als Geschenk nach einer wohlbekannten Geburt?), Schafgarbe, Lavendel, Rosmarin... Kräuter bester und sauberster Qualität können als Pulver aufgestäubt werden. Weitere bekannte Nabel-Behandlungen sind das Aufbringen von Honig oder das Aufträufeln von Muttermilch. 

 

Außerdem sind auch Kräuter-Heilbäder eine sehr gute Unterstützung zur Heilung bei Mutter und Kind. Dafür werden die Kräuter, z.B. Calendula-Blüten oder Lavendel, mit kochendem Wasser überbrüht und ziehen lassen und anschließend dem Badewasser zugesetzt. Sehr gute Heilbäder kann man auch mit Calendula-Extrakt von Wala oder Weleda, selbst hergestellter Calendula-Tinktur oder ätherischem Lavendelöl bereiten. Gerne bereitet man ein ganzes Vollbad und lässt Mutter und Kind gemeinsam darin baden. Das ist entspannend und wirkt sich sowohl auf den Nabel oder etwaige wunde Stellen des Babys sowie auch auf evtl. vorhandene Geburtsverletzungen der Mutter positiv aus. Mehr über Vollbäder im Wochenbett für Mutter und Kind erfahrt Ihr hier in meinem Artikel dazu. 

 

Noch einmal: im Normalfall muss man den Nabel nicht behandeln. Außer eine Infektion (erkennbar an Rötung des HAUTNABELS) tritt auf, dann muss man ihn behandeln und sollte auch eine Hebamme oder andere fachkundige Person hinzuziehen. 

 

Die kürzeste Zeit, die ich bisher erlebte, die ein Nabel brauchte, um abzufallen, waren übrigens drei Tage. Die längste Zeit waren über drei Wochen. Ein enormer Unterschied!

 

Nabelgranulom

 

Ist der Nabelschnur-Rest abgefallen, so kommt es gelegentlich vor, dass am Grunde des Bauchnabels ein Granulom sichtbar ist. Das ist etwas rohes Fleisch, was dazu führen kann, dass der Bauchnabel noch weiter nässt und manchmal auch leicht blutet oder schmiert. Früher und teils immer noch wurden diese Nabelgranulome mit Silbernitrat-Stiften weggeätzt. Das geht zwar schnell, aber kann Hautreizungen verursachen. Auch Meersalz oder Himalayasalz kann zu diesem Zweck benutzt werden. Einmaliges Aufstreuen von etwas Salz ist meist ausreichend. In seltenen Fällen kann aber auch das Hautreizungen verursachen. Und außerdem ist es vielleicht ja wichtig, dass der Körper des Babys selbst seine Formbildungskräfte aktiviert und es aus eigener Kraft schafft. Als homöopathisches Mittel, um die Formbildungskräfte zu aktivieren, kommt evtl. Silicea, die Kieselerde, in Frage. Ich habe als Hebamme im Laufe der Jahre bei Nabelgranulomen immer weniger gemacht und mich immer mehr in Geduld zu üben gelernt. Falls es schmierte, einfach weiter ein wenig Wecesin 1-2x täglich oder bei Bedarf aufgetragen. Am Ende ist noch jedes Nabelgranulom von alleine weggegangen, auch wenn es manches seltene Mal ein paar Wochen dauerte. 

  

Meine Nabelschnur-Kurzgeschichte

 

Basierend auf einer wahren Begebenheit, die ich vor vielen Jahren als Hebammenschülerin erlebte, schrieb ich eine Kurzgeschichte, in der eine Nabelschnur eine zentrale Rolle spielt. Hier geht's zur Geschichte.

 

Bezugsquellen und weiterführende Links zu alternativer Nabelschnurversorgung, Nabelschnurbändchen, Nabelschnurringen

Nabelschnurringe

Hier kann man sich Nabelschnurringe aus Latex anschauen und kaufen:

https://www.gottlob-kurz.de/nabelschnurring

Gottlob Kurz ist ein gutes, solides Geschäft für Hebammen-Bedarf. Auch Nicht-Hebammen können dort bestellen.

  

Gehäkelte Nabelschnurbänder

Interessanter englischsprachiger Blog-Artikel von Adele Jarrett-Kerr über Nabelschnurbändchen:

https://www.adelejarrettkerr.com/making-and-using-an-umbilical-cord-tie/

 

Bezugsquelle für ungewöhnlich schöne Nabelschnurbändchen:

https://www.primabellacordties.com/

  

Zahnseide

Erklärende Bildergeschichte zum Abnabeln

Video über Blutverteilung beim Abnabeln

Hier zeigt Penny Simkin in einem kurzen, berühmt gewordenen Video, wieviel Blut bei der Geburt noch in Plazenta und Nabelschnur ist und warum man die Nabelschnur nicht einfach direkt nach der Geburt durchschneiden darf. Das Video ist auf Englisch, aber die bildliche Darstellung spricht für sich:

https://m.youtube.com/watch?v=W3RywNup2CM

 

Last but not least:

Nabelschnur-Kunst

Die Nabelschnur von Mutter Judith und Tochter Mathilda, getrocknet von mir, gehütet wie ein Schatz von Mathilda, fotografiert von Judith.
Die Nabelschnur von Mutter Judith und Tochter Mathilda, getrocknet von mir, gehütet wie ein Schatz von Mathilda, fotografiert von Judith.
Die getrocknete Nabelschnur mit Häkelbändchen. Die Holzrahmen wurden bespannt mit Eihäuten. In der Mitte ein Plazenta-Talisman. Im Schüsselchen ist Plazenta-Pulver zu sehen. Über Plazenta mehr in einem folgenden Artikel.  (Bild von Linda Göpel.)
Die getrocknete Nabelschnur mit Häkelbändchen. Die Holzrahmen wurden bespannt mit Eihäuten. In der Mitte ein Plazenta-Talisman. Im Schüsselchen ist Plazenta-Pulver zu sehen. Über Plazenta mehr in einem folgenden Artikel. (Bild von Linda Göpel.)