Geburtstermin berechnen

Die alte Methode nach dem Mond

Vollmond-Bild
Vollmond-Bild von Nicole Ebrecht-Fuß

 

Früher hieß es, eine Schwangerschaft dauere 9 Mondmonate. 

Heute hört man dazu: Naja... Die Leute damals wussten das halt nicht so genau... Ist halt so pi mal Daumen 9 Monate...

 

Wie genau oder ungenau ist denn die Sache mit den 9 Mondmonaten? Schauen wir uns das mal genauer an.  Wenn eine Schwangerschaft von der Zeugung zur Geburt 9 Mondmonate dauert, wie lange ist das dann eigentlich in Tagen und Wochen? Wie lange ist ein Mondmonat? Viele denken, ein Mondmonat sei vier Wochen lang, also 28 Tage, weil uns das immer wieder so erzählt wird, aber stimmt das? 

 

Unter Mondmonat versteht man die Dauer eines kompletten Umlaufes des Mondes um die Erde, also von Vollmond zu Vollmond oder von Neumond zu Neumond. Der Mond hat eine elliptische Umlaufbahn und daher kann die Dauer eines Umlaufes um mehrere Stunden schwanken. Als Basisgrundlage für Mondkalender-Berechnungen wird deshalb ein Durchschnittswert ermittelt. Ein solcher  durchschnittlicher Mondmonat wird synodischer Monat genannt. Seine Länge beträgt 29,530575 Tage. Das entspricht 29 Tagen, 12 Stunden, 44 Minuten und 2 Sekunden. Das ist ein Unterschied von immerhin mehr als 1,5 Tagen zu dem "Pseudo-Mondmonat" von 28 Tagen, der einfach nur eine Fiktion darstellt. 

 

Wenn die Alten sagten, eine Schwangerschaft dauere 9 Mondmonate, wie lange wäre das dann? Lasst uns rechnen und bitte, rechnet es gerne selbst nach. Verlasst Euch nicht auf das, was ich oder sonst irgendwer sagt. Denkt und rechnet selbst. 

 

1 Mondmonat = 29,530575 Tage

9 Mondmonate = 9 x 29,530575 Tage = 265,775175 Tage

 

9 Mondmonate, die Dauer einer Schwangerschaft laut den Alten, entspricht also um einige Stunden aufgerundet und in ganzen Tagen ausgedrückt 266 Tagen. Wieviele Wochen sind das? 

266 : 7 = 38

In Wochen ausgedrückt sind es also 38 Wochen. 

 

Moderne Berechnung des Geburtstermins

 

Jetzt schauen wir uns mal an, wie heutzutage der ET ermittelt wird. (Die Abkürzung ET steht für Errechneter oder zu Erwartender Termin der Geburt.)

 

In der modernen Medizin rechnet man, eine Schwangerschaft dauere normalerweise (bei einer Zykluslänge von 28 Tagen) vom ersten Tag der letzten Periode bis zur Geburt 40 Wochen. Allerdings war man die ersten zwei Wochen dieser Zeit noch gar nicht schwanger. Der Eisprung und die Empfängnis sind ja erst durchschnittlich zwei Wochen nach dem ersten Tag der letzten Menstruation. Die Dauer nur der Schwangerschaft (ohne die zwei Wochen davor, in denen man noch nicht schwanger war) ist demnach 38 Wochen.

 

Moderne Medizin und alte Weisheit

 

Die moderne Medizin und die alte Weisheit sagen also interessanterweise in diesem Fall beide dasselbe:

Dass eine Schwangerschaft 38 Wochen dauere. 

 

Was natürlich noch nicht heißt, dass es deshalb stimmt. Wie genau es stimmt oder nicht, darüber schreibe ich in einem der nächsten Posts... Hier geht es erst einmal noch detaillierter um die Berechnung des ET.

 

Verschiedene Methoden der Terminberechnung

 

Es gibt verschiedene Methoden, wie man den ET berechnet. Sie beruhen alle auf der Annahme, dass die Schwangerschaft von Eisprung bzw. Konzeption bis Geburt 38 Wochen beträgt. 

 

Berechnet man die Dauer der Schwangerschaft ausgehend vom ersten Tag der letzten Periode, so muss man die Zeit vom ersten Tag der letzten Periode bis zu Eisprung/Empfängnis mit dazu zählen. Bei einem Zyklus von 28 Tagen wären das im Durchschnitt 14 Tage, also zwei Wochen mehr. So kommt die angebliche Dauer einer Schwangerschaft von 40 Wochen zustande. Was eigentlich Humbug ist. Denn die Frau ist ja in den ersten zwei Wochen noch gar nicht schwanger. Noch größerer Humbug ist zu behaupten, eine Schwangerschaft dauere 10 Mondmonate à 28 Tage. Denn, wie wir gesehen haben, ist ein Mondmonat gar nicht 28 Tage lang, sondern etwas über 29,5 Tage. 

 

Hier sind nun verschiedene Methoden der Berechnung des ET, die aber alle prinzipiell auf das gleiche Ergebnis kommen (teilweise minimal verschoben, je nach Methode): 

  

Die alte Mondmethode

 

Wir zählen vom Zeitpunkt des Eisprunges bzw. der Empfängnis an 9 ganze echte Mondmonate. Das heißt, wenn das Kind zum Beispiel bei Vollmond empfangen wurde, ist der Termin genau 9 Vollmonde später. 

 

Die Naegele Regel

 

Die Naegele Regel zur Berechnung des zu erwartenden Geburtstermins wurde vor etwa 200 Jahren von dem Gynäkologen Franz Naegele beschrieben. Er hat aber nie behauptet, dass er sie erfunden habe. Es gab sie also offenbar schon vor ihm und er schrieb sie lediglich auf. Die Naegele Regel besagt, dass der Geburtstermin bei einer Zyklusdauer von 28 Tagen folgendermaßen berechnet wird:

 

Errechneter Geburtstermin = erster Tag der letzten Menstruation + 1 Jahr - 3 Monate + 7 Tage

 

Die erweiterte Naegele Regel besagt, dass der Geburtstermin bei einer von 28 Tagen abweichenden Zyklusdauer folgendermaßen berechnet wird:

 

Errechneter Geburtstermin = erster Tag der letzten Menstruation + 1 Jahr - 3 Monate + 7 Tage +/- die Anzahl der Tage, um die der Menstruationszyklus von 28 Tagen abweicht

 

Ist das Datum der Empfängnis oder des Eisprunges bekannt, so wird die Naegele Regel noch einfacher. Es gilt immer:

 

Errechneter Geburtstermin = Tag der Konzeption + 1 Jahr - 3 Monate - 7 Tage 

 

Die Im-Kalender-Nachzähl-Methode

 

Das ist die Methode, die ich normalerweise benutze. Ich zähle vom Zeitpunkt der Empfängnis bzw. des Eisprunges, wenn etwas davon bekannt ist, 38 Wochen im Kalender ab. Wurde das Kind z.B. an einem Montag gezeugt, so ist der Termin 38 Montage später. 

 

Sind Eisprung oder Empfängnis beide unbekannt, so rechne ich vom ersten Tag der letzten Periode an 40 Wochen, falls der Zyklus in den Monaten vor Empfängnis 28 Tage lang war. Wenn der Zyklus länger oder kürzer war, so rechne ich:

 

ET +/- die Anzahl der Tage, um die der Menstruationszyklus von 28 Tagen abweicht

 

Die Methode mit der Scheibe

 

Hierbei wird die Scheibe entweder auf den ersten Tag der letzten Periode oder den Eisprung bzw. die Empfängnis eingestellt und man liest den ET von der Scheibe ab. 

 

Die Scheiben verrutschen manchmal um 1-2 Tage, deshalb kontrolliere man den ET, indem man schaut, ob der Wochentag des ET der gleiche Wochentag ist wie der vom ersten Tag der letzten Periode oder dem Eisprung bzw. der Empfängnis. Ist es nicht der gleiche Wochentag, so ist der ET auf den gleichen Wochentag zu korrigieren. 

 

Nimmt man als Berechnunggrundlage den ersten Tag der letzten Periode, so gilt wieder, dass man den ET folgendermaßen korrigieren muss:

 

ET +/- die Anzahl der Tage, um die der Menstruationszyklus von 28 Tagen abweicht

 

Scheibe zur Berechnung von Geburtstermin und Schwangerschaftswochen
Bild: Stephanie Miers